Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung sind Frauen. Ihre Gesundheitsrisiken, ihr Gesundheitsverhalten und ihre Krankheitsverläufe unterscheiden sich signifikant von jenen der Männer. Frauen leben zwar länger, verbringen aber weniger Lebensjahre in guter Gesundheit. Gesundheitliche Chancengerechtigkeit ist für alle Menschen ein Thema, aber Frauen sind von sozioökonomischen Gesundheitsdeterminanten, insbesondere Armut, deutlich stärker betroffen als Männer.
Österreich schloss sich 1982 dem Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau an. Dieser besagt, dass Frauen derselbe Zugang zum Gesundheitswesen sowie zu Diensten der Familienplanung gewährt wird wie Männern. Ferner verpflichteten sich die teilnehmenden Staaten, Frauen eine angemessene Versorgung rund um die reproduktive Gesundheit (Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit) zu ermöglichen.
HERZINFARKT
Platz eins und zwei der Todesursachen belegen bei Frauen und Männern Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von Krebs. Jüngere Frauen sterben häufiger nach einem Herzinfarkt: Bis zum Alter von fünfzig Jahren haben Frauen ein doppelt so hohes Risiko als Männer, an einem Herzinfarkt zu sterben. Frauen weisen bei einem Herzinfarkt, wie auch bei manch anderen Erkrankungen, oft andere Hauptsymptome auf. So zeigt sich ein Herzinfarkt mit weniger „typischen“ Symptomen (z.B. Druckschmerzen in der Brust, die in den linken Arm ausstrahlen), sondern macht sich u.a. durch Schmerzen im Kiefer, Rücken oder Bauchraum bemerkbar. Dadurch wird er bei Frauen leichter übersehen, das Risiko, daran zu sterben, ist somit höher. Der häufigste bösartige Tumor beim weiblichen Geschlecht ist Brustkrebs.
DIABETES
Auch Risikofaktoren für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes sind genderspezifisch zu bewerten. Bei Frauen erhöht ein Schwangerschaftsdiabetes das Risiko für Typ-2-Diabetes um das Siebenfache. Zudem fand man heraus, dass manche Medikamente (z.B. bestimmte Antibiotika) bei beiden Geschlechtern unterschiedlich verabreicht werden müssen. Das Gewebe von Frauen ist z.B. am Gesäßmuskel fettreicher. Dieser Umstand muss bei der Wahl des Injektionsortes mitbedacht werden. Auch die Wirkung von Medikamenten kann sich unterscheiden. Das Risiko für Nebenwirkungen ist bei Frauen erhöht.
SUCHT
Mädchen/Frauen folgen eher gängigen Schönheitsidealen, insbesondere Mädchen sind häufiger unzufrieden mit ihrem äußeren Erscheinungsbild. Sie sind in der Regel auch die kontrollierteren, oft auch gesundheitsbewussteren Esserinnen. Auch beim Nikotinkonsum zeigen sich Unterschiede. Frauen neigen eher zur Sucht nach dem Glimmstengel, das Aufhören fällt schwerer. Stress-Situationen verschärfen das Verlangen nach einer Zigarette. Die Zahl der Raucherinnen steigt im Vergleich zu Rauchern an. Frauen trinken eher aus Kummer übermäßig Alkohol, Männer schlittern oft durch das gesellschaftlich übliche gemeinsame Trinken in die Sucht.
PSYCHISCHE KRISEN
Ungefähr 15 bis 20 Prozent der Frauen leiden nach der Geburt an einer psychischen Krise bzw. Depression. Weitere kritische Risikofaktoren für die seelische Frauengesundheit sind u.a. Doppelbelastungen (z.B. Beruf und Familie), die Pubertät, Arbeitslosigkeit, Gewalterfahrungen oder Erkrankungen.
Frauen kommt in der heutigen Zeit oft eine Mehrfachbelastung zu. Familie, Job, Partnerschaft – vielleicht etwa noch die Pflege naher Angehöriger. Die moderne Frau ist eine „Multi-Tasking-Managerin“. Natürlich kann auch der Mann unterschiedliche Mehrfachrollen einnehmen. Die Mehrzahl der alleinerziehenden Elternteile ist weiblich. Die damit einhergehenden Herausforderungen (z.B. finanziell, zeitlich) können sich – ebenso wie die Mehrfachbelastung – negativ auf den Gesundheitszustand auswirken.
Männer bekleiden häufiger Führungspositionen. In der Folge sind auch die Pensionen von Frauen geringer, das Armutsrisiko ist höher. Zu den besonders armutsgefährdeten Personen zählen auch Alleinerzieherinnen. Armut ist ein Risikofaktor für die Gesundheit. Personen mit niedrigerer Bildung sowie niedrigerem Einkommen sterben früher, sind öfter krank und leben meist nicht sehr gesundheitsbewusst.